Autos
Verstopfte Straßen, hohe Unterhaltskosten und schlechte Luft: Die negativen Seiten des Autofahrens sind unübersehbar. Dennoch ist das Auto nach wie vor das unangefochtene Fortbewegungsmittel unserer Gesellschaft. Seit Jahren steigt die Anzahl mit über 48 Mio. Pkw immer weiter an und so auch die Emissionen .
Pkw-Bestand
2021 waren Pkw mit ca. 48,2 Mio. und einem Plus von 1,1 % erneut das anteilsstärkste Verkehrsmittel in Deutschland. Dabei waren Benzin (65,2 %) und Diesel (31,2 %) die häufigsten Kraftstoffarten. Elektrofahrzeuge wiederum erlebten eine echte Verkaufssteigerung (+126,2 %) (Kraftfahrt-Bundesamt).
Der hohe Stellenwert des Autos zeigt sich daran, dass im Jahr über 50 % aller Wege mit dem Auto zurückgelegt werden. Die meisten deutschen Haushalte (78 %) besitzen mindestens einen Pkw, auf dem Land sind es sogar 90 % (ADAC). Immerhin beginnt sich die Bindung zum Auto bei jüngeren Menschen zu lockern. Doch vor allem Haushalte mit Kindern, Senior*innen sowie Berufstätigen sind noch auf Autos ausgerichtet (Agora Verkehrswende). Daher bleibt besonders der Pendelverkehr ein Problem, denn dadurch entsteht rund ein Fünftel des gesamten Personenverkehrs in Deutschland.
Berufspendeln
Inzwischen legen die Deutschen mit durchschnittlich 16 Kilometern immer längere Wege zu ihrer Arbeit zurück. Vor allem in den großen Städten und deren Umland nimmt das Pendeln zu. Das ist nicht nur schädlich für das Klima, sondern auch für die körperliche und psychische Gesundheit (Agora Verkehrswende).
2020 pendelten in Deutschland 19,6 Mio. Menschen zur Arbeit. Sie legten ihren Weg meistens mit dem Auto zurück (63 %) und waren dabei fast immer allein. Dabei konzentriert sich ein großer Teil des Pendelns auf Wege, die sich auch gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen lassen. Und das hat Folgen: Insgesamt trägt das Berufspendeln zu 22,4 % der Emissionen im Personenverkehr bei (Agora Verkehrswende).
Stichwort Emissionen: 2020 waren Autos für 61 % der gesamten Treibhausgasemissionen im Personenverkehr verantwortlich (BMU, Klimaschutz in Zahlen, 2021, S. 36).
Verantwortung für Emissionen
Pkw mit Dieselmotoren galten lange als umweltfreundliche Alternative zu Benzinern, denn sie arbeiten effizienter. Allerdings sind Diesel-Pkw häufig schwerer. Daher stoßen Benziner (2.370 g CO2 pro Liter) durchschnittlich ähnlich viel CO2 aus wie Dieselautos (2.650 g CO2 pro Liter) (co2online).
Zwar sind Pkw heute durch effizientere Motoren und besserem Kraftstoff etwas umweltfreundlicher als in der Vergangenheit. Das deutliche Mehr an Verkehr hebt das aber wieder auf.
Mehr Verkehr
So hat der Pkw-Verkehr zwischen 1995 und 2019 um mehr als 20 % zugenommen (Umweltbundesamt).
Trotz aller Wünsche erreichen wir mehr Klimaschutz im Verkehr nicht allein durch technische Verbesserungen, sondern nur durch weniger Fahrten und andere Verkehrsmittel (Umweltbundesamt).
Was viele Autofahrer*innen meistens unterschätzen: Ein Auto ist durch die laufenden Kosten eine Belastung für den eigenen Geldbeutel . Monatlich kostet ein Auto durchschnittlich 425 Euro bzw. über 5.100 Euro im Jahr. Größere Reparaturen sind da noch nicht mit eingerechnet. Hinzu kommt, dass das Fahrzeug jeden Monat ungefähr 141 Euro an Wert verliert. Die monatlichen Ausgaben für ein Auto übersteigen bei Weitem die Kosten für andere Verkehrsmittel (VCD).
Finanzielle Belastung
Wie hoch die monatlichen Kosten tatsächlich sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Fahrzeugtyp und den gefahrenen Kilometern. Mit der Kilometerzahl steigen nicht nur die Treibstoff-Ausgaben, sondern auch der Verschleiß und damit die Reparatur- und Wartungskosten.
Verkehrsmittel
Ein ÖPNV-Jahresticket für Berlin kostet beispielsweise rund 880 Euro und eine BahnCard 50 nur 229 Euro jährlich. Das umweltfreundliche Fahrrad kommt im Jahr insgesamt auf bis zu 500 Euro Kosten. Fahrräder sind in der Haltung also durchschnittlich zehnmal günstiger als Autos und auch noch viel besser für die Gesundheit (VCD).
Da wirken die Ticketpreise des ÖPNV plötzlich nicht mehr so teuer. Dafür muss unsere Gesellschaft mit viel Geld für die Nutzung des Autos aufkommen. Externe Kosten wie Unfall- und Klimakosten werden im Personenverkehr fast ausschließlich durch Pkw verursacht (Bieler; Sutter, Externe Kosten des Verkehrs in Deutschland, 2019, S. 209-211).
Externe Kosten
Zu den externen Kosten im Verkehr zählen Umweltauswirkungen wie Luftverschmutzung, Lärm und der Ausstoß von Treibhausgasen. Diese Kosten werden nicht von den Verkehrsteilnehmenden, sondern der Allgemeinheit getragen. Eine Fahrt mit dem Pkw verursacht im Durchschnitt rund 6,4 Cent (Benzin) bzw. 7,5 Cent (Diesel) pro gefahrenem Kilometer an Umweltkosten (Umweltbundesamt).
Die einen lieben sie, für die anderen sind sie ein absolutes Feindbild: SUVs (Sport Utility Vehicle). Der Boom von SUVs ist in den letzten Jahren immer stärker geworden, dabei stehen sie wegen ihrer Umweltauswirkungen durch den hohen Spritverbrauch und Reifenabrieb stark in der Kritik (Quarks).
SUVs
SUVs sind aufgrund ihrer Größe so beliebt, da sie häufig ein subjektives Gefühl von Sicherheit vermitteln. Allerdings nehmen sie auch sehr viel Platz im Straßenverkehr ein und sind deutlich gefährlicher für andere Verkehrsteilnehmende. Die eigene höhere Sicherheit wird auf Kosten anderer erkauft (Quarks).
Momentan sind die Rechte im Verkehr sehr ungleich zugunsten der Autofahrer*innen verteilt. Um den Verkehr gerechter zu gestalten, müssen wir als Gesellschaft aufhören, das Auto als erstrebenswertes Statussymbol zu betrachten (Utopia). Weniger Pkw-Verkehr würde unsere Städte ruhiger, sicherer und gesünder machen. Autos fressen Platz und belasten Luft und Umwelt, dabei gibt es so viele Alternativen. Wo wir noch nicht aufs Auto verzichten können, braucht es andere Autos. Sie müssen auf jeden Fall kleiner, leichter, langsamer sein und anders angetrieben werden. Und vor allem braucht es sehr viel weniger Autos – bis 2035 weniger als halb so viele wie heute. Leider geht die einseitige Förderung des Autoverkehrs weiter. Wir können nicht auf Politik und Wirtschaft warten, sondern haben es selbst in der Hand, ob und womit wir mobil sind (Hennicke; Koska et al., Nachhaltige Mobilität für alle, 2021, S. 207f).