Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)

In Zeiten des steigenden Bedarfs nach Mobilität ist der öffentliche Personennahverkehr das Rückgrat eines nachhaltigen Verkehrs. Trotzdem orientiert sich die Aufteilung der Verkehrsflächen noch immer vorrangig an den Ansprüchen des Autoverkehrs (Vallee; Engel; Vogt, Stadtverkehrsplanung Bd. 3, 2021, S. 108). Dabei beförderte der deutsche ÖPNV 2019 über 12 Mrd. Menschen. Das sind 19 % des gesamten Verkehrsaufkommen (BMVI, Verkehr in Zahlen 2020/2021, 2021, S. 217). Im Schnitt nutzen ca. 30 Mio. Menschen den ÖPNV pro Tag, wodurch rund 20 Mio. Pkw-Fahrten vermieden werden (bmvi).

Jede*r kennt das lange Warten auf den Bus, die geringe Taktung, die komplizierten Tarifsysteme und die teuren Preise für die Nutzung des ÖPNV. Gerade in ländlichen Regionen zeigen sich seine Nachteile. Durch das begrenzte Angebot und die fehlende Flexibilität hat die Dominanz des Autos hier stark zugenommen. Nur wenige nutzen den ÖPNV, sodass das Angebot sogar noch weiter reduziert wird – ein Teufelskreis. In manchen Regionen existiert teilweise nur noch der Schülerverkehr (zukunft-mobilität.net). Hinzu kommt die teure Finanzierung des ÖPNV.

Finanzierung

Der Personennahverkehr ist nicht so lukrativ wie der Fernverkehr. Als Teil der Daseinsvorsorge wird er staatlich bezuschusst. Dazu kommen die Einnahmen aus dem Ticketverkauf. Insgesamt zahlt die öffentliche Hand derzeit 9,4 Mrd. Euro im Jahr für den Betrieb des ÖPNV (VDV).

In den letzten Jahren sind die Preise im Öffentlichen Nahverkehr deutlich gestiegen. Im Schnitt zahlten die Kund*innen 2021 35 % mehr als noch 2010 (ZDF). Mit Blick auf die deutschen Investitionen in die Schieneninfrastruktur verwundert dies nicht.

Investitionen

Allein der Bund zahlte 2017 für den Neu- und Ausbau sowie die Instandhaltung der Bundesschienenwege ca. 5,3 Mrd. Euro. Für Autobahnen waren es rund 6,8 Mrd. Euro (bmvi). Mit einer Pro-Kopf-Investition von 88 Euro in die Schieneninfrastruktur landete Deutschland 2020 nur im hinteren europäischen Mittelfeld. Staaten wie Norwegen (228 Euro), die Schweiz (440 Euro) oder Luxemburg (567 Euro) zeigen uns, wie es gehen könnte (allianz-pro-schiene).

So wird deutlich mehr in den Bau von Autobahnen investiert als in die Schienenwege. Doch für eine umweltbewusste Mobilität ist der ÖPNV unerlässlich. Jede*r Nutzer*in leistet einen wertvollen Beitrag für das Klima und die Luftqualität, denn die ausgestoßenen Treibhausgasemissionen liegen beim ÖPNV deutlich niedriger als bei Autos (allianz-pro-schiene.de).

Niedrige Emissionen

Busse stoßen pro Personenkilometer 80 g Emissionen aus, Eisenbahnen, Straßen- und U-Bahnen nur 55 g/Pkm. Ein Auto wiederum verursacht 143 g/Pkm (allianz-pro-schiene.de).

Zudem wird der Straßenverkehr deutlich entlastet, wenn nicht mehr so viele Autos unterwegs sind. Gleichzeitig tun wir etwas für unsere Sicherheit , denn die Fortbewegung mit Bus und Bahn ist deutlich sicherer als mit dem Pkw.

Sicherheit

Das Risiko, bei einem Verkehrsunfall tödlich zu verunglücken, ist mit dem privaten PKW deutlich größer als mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Das Todesrisiko im PKW ist gegenüber Bus und Straßenbahn etwa 16-mal höher, gegenüber der Eisenbahn etwa 72-mal höher (Vallee; Engel; Vogt, Stadtverkehrsplanung Bd. 3, 2021, S. 209).

Auch wenn wir oft das Gefühl haben, der ÖPNV wäre teuer, so ist eine Jahreskarte häufig günstiger als der Pkw-Unterhalt. Auch aus Sicht der Kommunen ist der ÖPNV meistens effizienter als der Autoverkehr, da die öffentlichen Verkehrsmittel mehrere Stunden pro Tag im Einsatz sind und eine höhere Lebensdauer aufweisen (Vallee; Engel, Stadtverkehrsplanung Bd. 3, 2021, S. 209f.). Sie sind für unsere Gesellschaft auch viel preiswerter. Der mit Abstand größte Anteil an den externen Kosten (Unfall-, Klima-, Lärmkosten etc.) im Personenverkehr entfällt nämlich auf den Pkw-Verkehr (89 %) und nur 3 % auf den ÖPNV (Bieler; Sutter, Externe Kosten des Verkehrs in Deutschland, 2019, S. 21).

Der ÖPNV ist für die Gesellschaft eine günstigere, sichere und klimafreundliche Verkehrsart. Damit die Menschen hauptsächlich öffentliche Verkehrsmittel nutzen und die Klimaschutzziele im Verkehr erreicht werden können, muss auch der ÖPNV seine Treibhausgasemissionen weiter reduzieren und die Taktung sowie das Tarifsystem verbessern. Zudem muss Deutschland wie die meisten anderen europäischen Länder viel mehr in den öffentlichen Verkehr investieren als in das Auto. Aber letztendlich entscheidet jede*r von uns immer wieder selbst, welches Verkehrsmittel er oder sie nutzt.