Sicherheit und Staus

Jedes Jahr sterben in Deutschland Menschen infolge von Straßenverkehrsunfällen. 2020 kam es zu 2,2 Mio. Unfällen, dabei starben 2.719 Menschen und ca. 58.000 erlitten schwere Verletzungen. Die Gefahr eines Unfalls ist in Städten insbesondere für Fußgänger*innen, Radfahrer*innen, Kinder und ältere Menschen groß. Dabei spielt der Autoverkehr wegen seiner Dominanz im Straßenverkehr und der höheren Fahrgeschwindigkeiten eine zentrale Rolle als Unfallverursacher (Statistisches Bundesamt, Verkehrsunfälle 2020, 2021, S. 43-49). Letztendlich ist das Autofahren unsicherer als die Nutzung anderer Verkehrsmittel. Insgesamt verbesserte sich aber die Verkehrssicherheit in Deutschland in den letzten 50 Jahren erheblich (Hennicke; Koska et. all., Nachhaltige Mobilität für alle, 2021, S. 220-224.).

Zentrale Rolle

Insgesamt waren 2020 gut 286.000 Autofahrer*innen an einem Unfall mit Personenschaden beteiligt und ca. 57,0 % davon hatten den Unfall auch verschuldet. Unter dem Fehlverhalten der Autofahrer*innen waren die häufigsten Unfallursachen Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren (20,0 %), die Missachtung der Vorfahrt bzw. des Vorrangs (18,0 %), Abstandsfehler (14,7 %) sowie nicht angepasste Geschwindigkeiten (10,9 %) (Statistisches Bundesamt, Verkehrsunfälle 2020, 2021, S. 43-49).

Unsicherheit

Das Risiko, bei einem Verkehrsunfall zu sterben, ist mit dem Auto deutlich größer als mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Bezogen auf einen Personenkilometer ist das Todesrisiko im Pkw gegenüber Bus und Straßenbahn etwa 16-mal, gegenüber der Eisenbahn etwa 72-mal höher (Vallee; Engel; Vogt, Stadtverkehrsplanung Bd. 3, 2021, S. 209). Wenn es um Verletzungen geht, fällt das Risiko noch größer aus: Hier ist das Unfallrisiko bei jeder Autofahrt gut 133-mal höher als bei einer Bahnfahrt (Allianz pro Schiene).

Es ist der Albtraum einer*s jeden Autofahrenden: Stau. 2021 waren München, Berlin und Hamburg die Stau-Hauptstädte in Deutschland (Inrix). Die Menschen in Mönchengladbach, Bielefeld und Wuppertal konnten sich über das geringste Stauaufkommen freuen. Aufgrund der Corona-Pandemie ist die europaweite Straßenüberlastung während der Hauptverkehrszeit um durchschnittlich 24 % gesunken, da weniger Verkehr logischerweise zu weniger Staus führt (ADAC).

Deutsche Autofahrer*innen verbrachten 2019 im Durchschnitt mehr als 46 Stunden im Stau und verursachten so für die Allgemeinheit Staukosten in Höhe von 2,8 Mrd. Euro (Inrix). Staus sind für Autofahrende nicht nur wegen langer Wartezeiten nervig, sie sind auch für den Geldbeutel eine Belastung. Eine Stunde Leerlauf kostet einen Liter Kraftstoff und durch den höheren Benzinverbrauch wird mehr CO2 in die Atmosphäre gepustet. Das kostet uns alle mehr als nur Geld (DW).

Um den Verkehr insgesamt sicherer zu machen, sollte der Autoverkehr entschleunigt werden. So werden auch andere Verkehrsarten attraktiver und die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum steigt. Eine der wichtigsten, kostengünstigsten und auch polarisierendsten Maßnahmen ist das Tempolimit (Heinrich Böll Stiftung, Praxis kommunale Verkehrswende, 2020, S. 51). Für den Klimaschutz und damit die gesamte Gesellschaft wäre die Einführung eines allgemeinen Tempolimits ein wirksamer Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen des Verkehrs, der sich zudem kurzfristig und sehr kostengünstig realisieren ließe. Laut Umweltbundesamt könnte die Einführung eines generellen Tempolimits von 120 km/h auf Autobahnen die Emissionen um jährlich 2,6 Mio. Tonnen reduzieren. Bei 146 Mio. Tonnen Treibhausgasen 2020 im deutschen Verkehrssektor macht das einen erheblichen Unterschied (Hennicke; Koska et. all., Nachhaltige Mobilität für alle, 2021, S. 212-215).

Tempolimit

Zum einen geht es um Geschwindigkeitsbegrenzungen innerorts auf Tempo 30, was auf vielen deutschen Straßen schon jetzt Realität ist. Zweitens wird seit Langem über Begrenzungen auf Autobahnen diskutiert, denn Deutschland ist heute der einzige Staat in ganz Europa ohne generelles Tempolimit auf Autobahnen. Innerhalb der Städte und Gemeinden würde ein Tempolimit von 30 km/h sowohl den Verkehrsfluss als auch die Umweltqualität und Verkehrssicherheit verbessern. (Hennicke; Koska et. all., Nachhaltige Mobilität für alle, 2021, S. 212-215)

Einige wollen die Freiheit, schnell zu fahren, nicht aufgeben. Doch in der Gesellschaft hat ein Umdenken stattgefunden. Selbst der ADAC, als einer der größten Vertreter der Autofahrer*innen, ist inzwischen nicht mehr grundsätzlich gegen ein Tempolimit auf Autobahnen (ADAC).