Plastik

Die übermäßige Verwendung von Kunststoffen ist ein großes Problem unseres Lebensstils: 33 kg Plastikmüll entfallen im Durchschnitt pro Jahr auf jede*n Einwohner*in der EU (Statista 2021).

Ein großer Teil dieser Abfälle wird nicht wiederverwertet, sondern gelangt durch unsachgemäße Entsorgung in die Umwelt. Allein durch den Rhein fließen pro Jahr etwa 380 t Kunststoff in die Nordsee. Dort bleibt dieser Restabfall zurück und kann auf lange Sicht Menschen und Tiere schädigen. Große Teile des in Europa produzierten Plastikmülls wurden jahrelang nicht lokal verwertet, sondern nach Asien exportiert. 2019 exportierte die EU 1,5 Mio. t Plastikabfälle zumeist in die Türkei und asiatische Länder. So findet sich in asiatischen Flüssen besonders viel Plastik, das in Teilen aus Europa stammt und in Asien illegal entsorgt wird (Nabu 2021).

Deutscher Plastikmüll wird überwiegend in folgende Länder exportiert:

  • Malaysia, jährlich rund 151.000 Tonnen
  • Niederlande, 142.000 Tonnen
  • Türkei, 132.000 Tonnen
  • Polen, Hongkong, Österreich und Indonesien, jeweils etwa 50.000 Tonnen

„Wir leben in Deutschland das Märchen einer Recycling-Lüge, frei nach dem Motto ‚Aus den Augen, aus dem Sinn!‘“, sagt Greenpeace-Konsumexpertin Viola Wohlgemuth. Mit den Exporten verschiebe Deutschland seine Probleme beim Umgang mit den Massen an Plastikmüll in andere Staaten.

Wird jetzt alles besser?

Exporte von unsortiertem Plastikmüll aus der EU in Nicht-OECD-Länder sind seit dem 1. Januar 2021 verboten – nur noch „saubere“ Kunststoffabfälle zum Recycling dürfen dorthin ausgeführt werden. Auch für Exporte und Importe in und aus Industriestaaten gelten schärfere Auflagen. Ziel ist es, die Plastikverschmutzung einzudämmen und das Material systematisch wiederzuverwerten.

Das soll sich jetzt ändern

Im Jahr 2019 ist in Deutschland das Verpackungsgesetz in Kraft getreten. Es ersetzt die bisher gültige Verpackungsverordnung und legt eine neue Recyclingquote fest. Bis zum Jahr 2022 wurde diese für Kunststoffverpackungen schrittweise von 36 % auf 63 % angehoben, indem unter anderem der Einsatz von Recyclat finanziell belohnt wird.

Allerdings gibt es ein Problem

Der Gesetzgeber macht keinen Unterschied zwischen teils schwer recycelbarem Endverbrauchermüll und leicht verwertbaren Industrieresten. Obwohl insbesondere der Endverbrauchermüll zur Verschmutzung unseres Planeten beiträgt, besteht durch das neue Gesetz die Möglichkeit, die Recyclingquote allein durch die Verwertung von Industrieresten zu erfüllen – die eigentlichen Probleme bleiben so ungelöst. Ein Lösungsansatz liegt in der eindeutigen Unterscheidung zwischen Altplastik aus dem Gelben Sack und wiederverwerteten Industrieresten durch den Gesetzgeber.

Was passiert also mit unserem Kunststoffabfall?

Nur aus wenigen alten Verpackungen werden wieder neue. Denn recycelter Kunststoff ist nicht für jede Anwendung geeignet . Darin sind potentiell gefährliche Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Weichmacher enthalten. Ein weiteres Problem beim Recycling von Kunststoffen ist, dass die Plastikverpackungen immer ausgefeilter werden. Immer häufiger würden Verpackungsfolien aus bis zu 13 chemisch unterschiedlichen Schichten bestehen, sagt Jörg Drewes, Professor am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft an der Technischen Universität München. Das erschwere das Recycling. Drewes kritisiert diese Praxis und rät zum Umdenken (BR 2020).

Generell gilt: Jede Verpackung – auch recycelbar oder aus nachwachsenden Rohstoffen – ist eine zu viel!